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Flagge zeigen gegen Gewalt an Frauen

Zeichen gesetzt: Landrätin Dr. Ganster beteiligt sich mit Regionalem Runden Tisch am Aktionstag

Dass die Gewaltthematik nach wie vor hoch brisant ist, belegen die aktuellen Zahlen aus der polizeilichen Kriminalstatistik Rheinland-Pfalz. Wie Landrätin Ganster ausführte, wurden im Jahr 2020 8.692 Fälle von Gewalt in engen sozialen Beziehungen gezählt. Dies entspricht einem Anstieg von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dabei waren 6.877 Opfer, 79 Prozent weiblich und 1.829 Opfer, 21 Prozent männlich. Im Bereich der Polizeidirektion Pirmasens gab es den veröffentlichten Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) zufolge 2020 insgesamt 335 Fälle von Partnerschaftsgewalt; 276 betroffene Frauen – 60 Männer.

„In Deutschland wird an fast jedem dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Und statistisch gesehen wird alle 45 Minuten wird –– eine Frau Opfer von vollendeter und versuchter gefährlicher Körperverletzung durch Partnerschaftsgewalt“, nennt Dr. Ganster erschreckende bundesweite Zahlen.

Zum Flagge zeigen hatten die Mitglieder des Regionalen Runden Tisches gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen Südwestpfalz (RRT) eingeladen. Ihre Freude war groß, dass trotz eisiger Kälte viele Akteure zur Unterstützung der Aktion gekommen waren. Zum Runden Tisch gehören die Interventionsstelle Häusliche Gewalt und die Beratungsstelle Contra häusliche Gewalt, der Frauennotruf Zweibrücken, das Frauenhaus Pirmasens, die Opferschutzbeauftragte der Polizei Westpfalz und die Führungsgruppe der Polizeidirektion Pirmasens sowie die kommunalen Gleichstellungsbeauftragten der beiden Städte und des Landkreises.

Gemeinsam arbeitet der Runde Tisch seit vielen Jahren daran, durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit für die Gewaltproblematik zu sensibilisieren, entsprechende Beratungsstrukturen auf- und auch auszubauen sowie betroffenen Frauen persönliche Unterstützung und Hilfe anzubieten.

„Hinschauen, einmischen und aktiv werden“, mahnte Landrätin Dr. Ganster und lobte die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen aus Zweibrücken, Pirmasens und dem Landkreis Südwestpfalz. Sie wies darauf hin, dass Gewalt in engen sozialen Beziehungen keine Privatsache sondern eine Straftat ist, die verfolgt werden muss. Und auf die Tatsache, dass kaum ein Verbrechen in Deutschland so selten bestraft wird, wie eine Vergewaltigung – obwohl es eine der häufigsten Formen von Gewalt an Frauen ist: Etwa alle drei Minuten wird in Deutschland eine Frau vergewaltigt. Doch nur jeder achte Täter wird verurteilt. Auch in Deutschland, zitierte sie eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, hat jede dritte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr bereits körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.

Als konkretes Hilfsangebot stellte die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Susanne Morsch, für den Runden Tisch den neu aufgelegten Taschenhelfer vor, der in kompakter Form die regionalen Anlaufstellen für von Gewalt betroffene Frauen aufzeigt und bei den Mitgliedern des Runden Tisches abgerufen werden kann. Als zusätzliches Zeichen der Solidarität mit betroffenen Frauen erstrahlten am Abend in der Stadt Pirmasens die Fenster der Stadtteilzentren P11, Horebtreff und Mittendrinn, das große Fenster des Dynamikums zum Strecktal und die Alte Post in orangenem Licht. Die Farbe Orange symbolisiert weltweit eine Zukunft ohne Gewalt an Frauen.