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Hausärztliche Versorgung in der Südwestpfalz

Sicherstellung der ambulanten (haus)ärztlichen Versorgung in der Südwestpfalz

Gerade in ländlichen Gebieten gelingt eine flächendeckende medizinische Versorgung trotz Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigung immer weniger. Die Städte Pirmasens und Zweibrücken sowie der Landkreis Südwestpfalz haben sich daher entschlossen, sich dieser Verantwortung gemeinsam zu stellen. Sie wollen den Handelnden vor Ort, den Ärzten wie auch Verbandsgemeinden und Städten, unterstützend zur Seite stehen und mit diesem Projekt Hilfestellungen geben.

In der Region Südwestpfalz ist bis zum Jahr 2020 mit einer hausärztlichen Unterversorgung zu rechnen. In Pirmasens ist mit einem gravierenden Nachbesetzungsbedarf von 73 Prozent zu rechnen und auch im Landkreis Südwestpfalz liegt er mit 53 Prozent über dem Landesdurchschnitt von 51 Prozent. In Zweibrücken besteht bis 2020 mit 40 Prozent zwar der landesweit niedrigste altersbedingte Bedarf (haus-) ärztliche Stellen nachzubesetzen, dennoch sollte auch hier frühzeitig gegengesteuert werden und die Entwicklungsmöglichkeit für die gesamte Region betrachtet werden.

Der ambulante Sektor unterliegt aktuell einem gravierenden Wandel. Für die Ärzteschaft wird es ständig schwieriger Nachfolger zu finden. Ein aktuelles Beispiel eines Pirmasenser Mediziners belegt diese Tatsache mit bundesweiten Schlagzeilen.

Junge Ärzte streben heute nicht unbedingt primär eine Niederlassung als Einzelarzt an. Gründe hierfür sind beispielsweise das damit verbundene wirtschaftliche Risiko, wie auch die zunehmende Bürokratie. Sie bevorzugen daher oft ein Angestelltenverhältnis. Die hausärztliche Tätigkeit im ländlichen Bereich wird zudem oft als unattraktiv angesehen. Großstädte bieten vermeintlich auch außerhalb des Vertragsarztwesens attraktive Möglichkeiten und Bedingungen, mit denen sich Familie, Beruf und Freizeitaktivitäten besser vereinbaren lassen.

Durch das gemeinsame Projekt soll nun mit einem versierten Projektleiter ein Dialogprozess mit den handelnden Akteuren vor Ort, den Ärzten wie auch den Verbandsgemeinden und Städten, in Gang gebracht werden. Bei verschiedenen Veranstaltungen sollen mitunter Referenten aus Politik, Ärzteschaft, Kassenärztlicher Vereinigung, Juristen und Steuerberatern Informationen und Handlungsempfehlungen über mögliche Organisationsformen, rechtliche Hintergründe, Finanzierungs- und gegebenenfalls auch Fördermöglichkeiten geben. 

So soll im Dialog ein Betriebsformenwandel angeregt und unterstützend begleitet werden. Nach Ansicht der Städte Pirmasens und Zweibrücken sowie  des Landkreises Südwestpfalz ist ein Wandel der hausärztlichen Betriebsformen erforderlich, um auf Dauer attraktive Angebote für den Ärztenachwuchs in der Region zu schaffen. Es müssen Strukturen entwickelt werden, die den ländlich geprägten Raum der Südwestpfalz konkurrenzfähig machen. Ein zentraler Baustein hierbei ist nach Ansicht der Projektpartner der Wandel hin zu anderen Organisationsformen im Sinne von Zusammenschlüssen.

Dies ermöglicht auch einen unkomplizierteren Berufseinstieg ohne größere Risiken und Investitionen, attraktive Teilzeit- und Urlaubsmodelle, eine Entlastung von den administrativen Tätigkeiten sowie weiteren Hemmnissen und entspricht damit den heutigen Erwartungen junger Mediziner an ihr berufliches Umfeld. Nicht zuletzt eröffnen sich auf diese Weise auch ganz andere Weiterbildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten.

Wenn an der ein oder anderen Stelle im Landkreis oder den Städten lokale Akteure durch diese Initiative begleitet dann ein Gesundheitszentrum jedweder Art gründen wollen, wäre das eine wichtige Voraussetzung, um auch junge Mediziner konkret für den ländlichen Raum anzuwerben. Auch dabei würde der Projektleiter aktiv zu Seite stehen. Selbstverständlich soll auf Wunsch aber auch für gut funktionierende Einzelpraxen, die weiter Bestand haben wollen, nach eventuellen Fördermöglichkeiten und Synergieeffekten geschaut werden. Insoweit sind also alle interessierten Akteure herzlich eingeladen an den Infoveranstaltungen teilzunehmen. Es werden aber auch Einzelgespräche mit Interessierten angeboten. Auch die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen werden den Akteuren zugänglich gemacht.

Die Städte Pirmasens, Zweibrücken und der Landkreis Südwestpfalz sehen sich bei dem Projekt nur in einer begleitenden Rolle. Es ist nicht deren Ziel, solche Zentren selbst zu betreiben. Das Projekt ist zunächst auf sechs Monate angelegt.