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Weitere gesundheitliche Folgen des Klimawandels

  1. Antibiotikaresistenzen

Erreger werden zunehmend widerstandsfähig gegenüber Antibiotika. Es bedeutet, dass sich Bakterien anpassen und die Antibiotika nicht mehr wirksam sind. Dafür gibt es mehrere Ursachen: Zum einen der übermäßige und nicht sachgerechte Einsatz von Arzneimitteln in der Menschen- und Tiermedizin. Zum anderen verstärken klimatische Veränderungen wie Temperaturanstiege, Veränderungen der Luftfeuchtigkeit und Extremwetterereignisse die Widerstandsfähigkeit. Insbesondere Überschwemmungen, Stürme, Niederschlag und Dürre können die Verbreitung von Erregern und deren Resistenzen fördern. Zudem sind Temperaturen von über 30 Grad Celsius optimal für das Wachstum von Bakterien.

Es gibt mehrere Ansatzpunkte, wie die Antibiotikaresistenzen verringert werden können. Antibiotika sollten ausschließlich bei bakteriellen Infektionen und nur, wenn unbedingt notwendig, verwendet werden. Bei der Einnahme solcher Präparate ist es wichtig, den korrekten Zeitraum zu beachten und die Therapie nicht vorzeitig abzubrechen. Zusätzlich kann eine Reduktion des Fleischkonsums bzw. ein Abweichen von industrieller Viehzucht helfen, da häufig vorbeugend Antibiotika an die Tiere verfüttert werden, welche auch in den menschlichen Körper gelangen können. Einen dritten Ansatzpunkt zeigt die Schweiz mit speziell installierten Abwasserreinigungsanlagen auf. Diese sind in der Lage, Antibiotika aus dem Abwasser zu filtern.

 

2. Luftschadstoffbelastung

Die Schadstoffbelastung der Außenluft stellt eines der größten umweltbedingten Gesundheitsrisiken dar, denn diese ist vergleichbar mit hohem Blutdruck, Rauchen und schlechter Ernährung. Die Luftschadstoffe gelangen über die Atemwege in den Körper und können fast alle Organe beeinträchtigen. Insbesondere an heißen Tagen mit intensiver Sonneneinstrahlung erhöht sich die Ozonkonzentration in der Luft. Diese kann Reizungen der Atemwege, Kopfschmerzen und Atembeschwerden bis hin zu Einschränkungen der Lungenfunktion und Lungenkrankheit hervorrufen.

Um die Luftqualität zu verbessern, sind reduzierte Grenzwerte zur Luftreinhaltung ein wichtiger Schritt. Dafür können Synergieeffekte zwischen Umwelt, Klima und Gesundheit genutzt werden: Wer verstärkt auf das Fahrrad setzt, fördert seine eigene Gesundheit und vermeidet Schadstoffemissionen. Der Rückbau versiegelter Flächen und der Ausbau städtischer Grünflächen verbessern die Luftqualität und verringern das Risiko hitzebedingter Gesundheitsschäden.


3.Allergien

Allergien können zukünftig immer länger und stärker auftreten. Aufgrund der klimawandelbedingten höheren Temperaturen und reduzierten Frosttage verändern sich die Blühzeiten, sodass sich die Pollenflugzeit verlängert und die Pollenkonzentration zunimmt. Aber auch die steigende CO2-Konzentration führt zu größeren Pollenmengen, indem die Luftschadstoffe die Allergene binden, weitertragen und die Oberfläche der Pollen verändern. Zusätzlich können sich unter diesen klimatischen Bedingungen leichter neue allergieauslösende Pflanzen- und Schädlingsarten stärker ausbreiten.

Bei langanhaltender Hitze und hoher Pollenbelastung können sich Hautbeschwerden bei Menschen mit Neurodermitis und Pollenallergie verschlimmern. Daher sollten Menschen mit Allergien Orte mit hohen Mengen an Pollen und Pilzsporen meiden und, falls nötig, vorsorglich Medikamente einnehmen. Das Frühwarnsystem des Deutschen Wetterdienstes kann genutzt werden, um eine rechtzeitige Warnung vor Hitze oder Pollenflug in der eigenen Region zu erhalten. Zudem wird im Rahmen der Klimaanpassung darauf geachtet, weniger allergieerzeugende Bäume zu pflanzen.

 

4. UV-Strahlung

Durch den Klimawandel verändert sich die Stärke der Sonneneinstrahlung. Diese kann Erkrankungen von Haut und Augen auslösen. Als Folge steigt die Krankheitshäufigkeit von Hautkrebs, verursacht durch UV-Strahlung, seit Jahrzehnten an.

Der UV-Index gibt an, wie stark die Sonneneinstrahlung ist. Die Skala beginnt bei 1 und endet mit 12 – 1 steht für den niedrigsten und 12 für den höchsten Wert. Sobald der Wert 3 und höher beträgt, sollte Sonnenschutz berücksichtigt werden. Das Aufsuchen von Schattenplätzen und das Vermeiden der direkten Mittagshitze sind empfohlen. Zudem kann Schutz durch längere Kleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille und Sonnenmilch erfolgen. Bei der Sonnenmilch ist es wichtig, die Einwirkzeit, die Haltbarkeit und die Lagerung des Produkts zu beachten. Außerdem ist es hilfreich, Leberflecken vor und nach den Sommermonaten in Augenschein zu nehmen und anhand der ABCDE-Regel zu bewerten. Sobald Auffälligkeiten festgestellt werden, sollte ärztlicher Rat aufgesucht werden.

 

5. Erkrankungen durch Vektoren

Zu den Vektoren zählen Mücken oder Zecken, welche Infektionen übertragen können. Erhöhter Niederschlag sowie Temperaturen bei gleichzeitiger Abnahme von Frosttagen führen zu einer stärkeren Verbreitung der Vektoren und ihrer Viren. Somit kann die Krankheitshäufigkeit durch die höheren Temperaturen und veränderten Niederschlagsmuster zunehmen. Erkrankungen wie Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind Erkrankungen, die über einen Zeckenstich übertragen werden können. Borreliose wird durch Bakterien ausgelöst und äußert sich häufig durch eine ringförmige Rötung. Häufig entwickeln sich dabei grippeähnliche Symptome. Für diese Infektionserkrankung liegt bisher keine Impfung vor. FSME dagegen wird durch Viren ausgelöst und kann häufig ohne Symptome verlaufen. Aber auch ein grippeähnlicher Verlauf mit Entzündungen an Hirnhaut, Gehirn oder Rückenmark ist möglich. Eine Schutzimpfung für FSME liegt vor und ist für Bewohner dieser Region sinnvoll, da das angrenzende Saarbrücken als Risikogebiet eingestuft wurde.

Zeckenstiche können vermieden werden, indem gut abschließende Kleidung getragen, Unterholz vermieden und Insektenschutzmittel benutzt werden. Beim Zeckenspray sollte die Wirkdauer beachtet und ggf. die Anwendung wiederholt werden. Nach dem Aufenthalt im Wald oder Garten sollte der Körper kontrolliert werden. Falls ein Zeckenstich vorliegt, sollte die Zecke schnell und sachgerecht entfernt und auf mögliche Symptome geachtet werden. Falls dies eintritt, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. 

 

6. Erkrankungen durch Wasser

Durch die Erderwärmung können sich nicht nur Krankheitserreger besser vermehren, auch die Temperatur von Gewässern erhöht sich. Ebenso möglich ist eine Zunahme der Basistemperatur bei Kaltwasser, sodass ein Wachstum von Legionellen (Bakterien) auftreten könnte. Insbesondere Extremwetterereignisse können die Übertragung verschiedener Erreger begünstigen. Solche Krankheitserreger, die über Wasser übertragen werden, können über den Mund, die Atemwege und über Hautkontakt in den Körper eindringen.

Beim Baden sollte auf offensichtliche Auffälligkeiten an der Wasseroberfläche wie bspw. Algenbelag geachtet werden. Insbesondere bei Hautverletzungen sollten natürliche Gewässer gemieden werden und allgemein sollte kein Wasser geschluckt werden. Für den Haushaltsbereich wird nach längerer Abwesenheit empfohlen, das Wasser vor der Nutzung heiß durchlaufen zu lassen.

 

7. Erkrankungen durch Lebensmittel

Die höhere Luftfeuchtigkeit ist eine gute Voraussetzung für Parasiten und Keime. Zudem erhöht sich durch die Erwärmung der Meere auch die Anzahl der Vibrionen (Bakterien) im Wasser, wodurch diese häufiger in Meerestieren zu finden sind. Zudem führen die höheren Temperaturen zu vermehrtem Wachstum von giftproduzierenden Algen. Diese geben ihr Gift an Meerestiere weiter, welches durch den Verzehr wiederum auch in den Menschen gelangen kann.

Gründliches Händewaschen und die Verwendung frischer Utensilien nach der Bearbeitung von rohem Fisch und Fleisch sind unerlässlich, um eine Kreuzkontamination (Verunreinigung durch Übertragung) zu vermeiden. Ebenso wichtig ist die Einhaltung der Kühlkette, welche mithilfe von Kühltaschen sichergestellt werden kann. Zudem sollten bestimmte Lebensmittel ausreichend erhitzt bzw. gegart werden, um Krankheitserreger vor dem Verzehr abzutöten.

 

8. Psychische Erkrankungen

Trotz der bisher unzureichenden Studienlage lässt sich folgender Trend erkennen: Der Klimawandel wirkt sich negativ auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung aus. Hitze und starke Temperaturanstiege bringen erhöhte Suizidraten und vermehrtes aggressives Verhalten mit sich. Aber auch die Erfahrung, Extremwetterereignisse mitzuerleben, erhöht das Risiko für posttraumatische Belastungsstörungen, Angststörungen, Depressionen und Substanzmittelmissbrauch.

Psychische Resilienzfaktoren (Wissen zum Umgang mit psychischer Belastung, positive kognitive Annahme sowie soziale und gesellschaftliche Unterstützung und Wertschätzung) sind wichtig, um sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen.

 

Hauptquelle: Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit, Robert Koch-Institut. Klimawandel und Gesundheit: Kompakte Informationen und Handlungsoptionen für den Öffentlichen Gesundheitsdienst; Köln und Berlin, 2024.