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Radverkehr - Bürger können ihr Rad-Umfeld mitgestalten

Bürgerkonferenzen im gesamten Landkreis ab 04.09. - Radverkehrskonzept wird im Oktober fertig.

Den Bürger wird es während der Konferenz bis jeweils eine Woche danach möglich sein, ihre Anregungen zur Verbesserung des Radverkehrs in ihrer Umgebung einzubringen.

„Wir sind uns sicher, aufgrund der Ortskenntnis der Bürger und dem Expertenwissen der dortigen Radnutzer, noch viele sinnvolle Anregungen und Ergänzungen zu erhalten“, setzt Landrätin Dr. Susanne Ganster auf eine rege Beteiligung, wie sie sich auch bei der ersten Bürgerbeteiligung zum Radverkehrskonzept ergab. Die Online-Befragung fand über den Jahreswechsel 2022/23 statt.

Das künftige Radverkehrsnetz im Landkreis Südwestpfalz, das insbesondere im Alltag mehr Menschen zum Umstieg auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel bewegen soll, umfasst rund 820 Kilometer. Zum Vergleich: Die derzeit für den Radverkehr ausgewiesenen Strecken im Landkreis haben eine Gesamtlänge von 580 Kilometer und orientieren sich überwiegend an touristischen Belangen.

Gemeinsame Nutzung Wege der Land- und Forstwirtschaft

Mit rund 390 Kilometern sollen künftig landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich genutzte Wege außerhalb der Orte das Rückgrat des Radverkehrs in der Südwestpfalz bilden. Das macht grundsätzlich Sinn. Denn diese Wege sind bereits vorhanden und vielfach bereits befestigt. Allerdings bieten sie auch Konflikte. Die Landwirtschaft weist auf viele Wege hin, die eigentlich schon zu schmal für moderne Schlepper sind und für Radfahrer kaum noch Platz bieten.

Einerseits ist die Wahrscheinlichkeit im Wald eher gering, dass der Radler auf eine Rückemaschine oder einen Holztransporter trifft. Andererseits haben die Wegetrassen hier oft nicht die Qualität, die sich der Alltagsradler wünscht, ohne nach der Fahrt ins Büro erst mal unter die Dusche und die Kleidung in die Reinigung geben zu müssen. Hier steht man in Gesprächen mit dem Forst, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Und auch von Seiten der Landwirtschaft zeigt man sich kooperativ, hat besondere Problemstellen herausgehoben und alternative Wegeführungen aufgezeigt.

„In der Region herrscht ein großes Bewusstsein, dass wir alle unseren Beitrag zur Verkehrswende leisten müssen“, freut sich daher Landrätin Dr. Ganster über das umfassende Verständnis und die große Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten. Nicht alle Probleme können auf einmal gelöst werden, auch das sei dabei klar. Daher stehe man mit den jeweiligen Vertretern in engem Kontakt, auch was beispielsweise haftungsrechtliche Fragen betrifft.

Radverkehrsnetz auf bestehenden Straßen

250 Kilometer des kreisweiten Radverkehrsnetzes sollen auch künftig auf Straßen ausgewiesen sein, wo sich Auto- und Radfahrer die Verkehrsfläche teilen. „Vielfach haben wir in den Gemeinden überhaupt keinen Platz, um eigene Flächen für den Radverkehr zur Verfügung zu stellen und vielfach geben das auch die Verkehrszahlen nicht her“, betont die Landrätin. Das gelte sowohl für das durchschnittliche Kfz-Aufkommen wie auch für die erwartete Zahl an Radfahrern. Verbesserungen wird es für Radfahrer aber dennoch geben: etwa durch die Markierung von Schutzstreifen oder das Anbringen von Piktogrammen auf der Fahrbahn, um dem Autofahrer permanent deutlich zu machen, dass hier Radfahrer unterwegs sind oder unterwegs sein könnten. Oder auch durch die Schaffung von Querungsstellen oder die Freigabe von Gehwegen, wenn diese ausreichend breit sind.

Radverkehrsnetz auf neuen Wegen

Rund 100 Kilometer neue Radweg-Kilometer sieht das Radverkehrskonzept derzeit vor. Die sind zum allergrößten Teil außerorts vorgesehen, wo zu viel Verkehr auf den Straßen unterwegs ist und zu hohe Geschwindigkeiten gefahren werden. Relativ wenig ändert sich an den 80 Bestands-Kilometern an Radwegen im Kreis. Diese müssen allenfalls punktuell ausgebessert, in einigen Fällen aber auch verbreitert werden, weil die derzeitige Breite nicht (mehr) den geltenden Richtlinien und Abmessungen entspricht.

Durchgängiges Radverkehrsnetz

Wichtig war beim Erstellen des Radverkehrskonzepts vor allem, künftig nahezu alle Siedlungen im Kreis an das Radverkehrsnetz angebunden zu haben – und ein Konzept ohne Brüche an Gemeinde- oder Kreisgrenzen zu erstellen. „Die Stärkung des Radverkehrs ist ein wichtiger Baustein im Rahmen unserer Kreisentwicklung. Und indem wir als Kreis das Radverkehrskonzept für den gesamten Landkreis erstellen, ist auch gewährleistet orts- und verbandsgemeindeübergreifend durchgängige Radverbindungen zu erhalten“, sieht die Landrätin einen wichtigen Anspruch erfüllt. Das sei gerade für Pendler wichtig, die künftig vielleicht aufs Rad umsteigen wollen oder auch für Schüler auf ihrem Weg in die weiterführenden Schulen. Daher wurde besonderen Wert darauf gelegt, dass auch die umliegenden Städte und Landkreise in die Konzeptentwicklung mit eingebunden waren. So sieht das Radverkehrskonzept künftig beispielsweise eine Radverbindung zwischen Rodalben und Pirmasens vor, zudem eine Direktverbindung von Pirmasens nach Zweibrücken entlang der alten B 10 sowie auch eine Radwegverbindung vom Luger Tal in Richtung Annweiler.

Kosten

Auf ein Investitionsvolumen von rund 110 Millionen Euro schätzt das Büro R+T die Umsetzung sämtlicher rund 850 im Radverkehrskonzept genannten Maßnahmen – außer denen des Kreises, auch jene von Bund, Land und Gemeinden. Auf einen Schlag ist dies nicht zu stemmen. Daher werden die Maßnahmen von den Darmstädter Verkehrsexperten noch priorisiert und auf ihre zeitliche Umsetzbarkeit sortiert. Daraus ergibt sich eine Rangfolge, die dann nach und nach abgearbeitet, aber auch verändert werden kann. Insgesamt eine große Herausforderung für die finanziell ohnehin arg gebeutelten Gemeinden, die den Löwenanteil zur Verbesserung des Radverkehrs in der Region tragen müssen. Landrätin Dr. Ganster freut sich daher über das jüngst bis 2028 verlängerte Sonderprogramm zur Förderung des Radverkehrs des Bundesverkehrsministeriums. Finanzschwache Gemeinden können dort auf eine Förderquote von bis zu 90 Prozent hoffen. In seiner Sitzung am 18. September soll der Kreistag das Radverkehrskonzept beschließen.

Bürgerkonferenzen bringen Ortskenntnis und Expertenwissen aus der Praxis ein

In den Bürgerkonferenzen ist es den Bürgerinnen und Bürger aller Verbandsgemeinden möglich, sich aktiv an der Entwicklung des kreisweiten Radverkehrskonzeptes zu beteiligen: Das Fachbüro R+T stellt dabei die bisherigen Ergebnisse vor, wobei der Schwerpunkt auf den in der jeweiligen Verbandsgemeinde geplanten Maßnahmen liegt. Die Anwesenden können bereits während der Konferenz ihre Vorschläge einbringen, oder diese binnen einer Woche nach dem Ende jeder Konferenz per E-Mail an h.keller@lksuedwestpfalz.de zur Kreisverwaltung Südwestpfalz schicken.

Termine:

VG Waldfischbach-Burgalben

Montag, 04.09.23, 18:00 Uhr, Bürgerhaus Schuhfabrik Waldfischbach-Burgalben

VG Hauenstein       

Dienstag, 05.09.23, 18:30 Uhr, Bürgerhaus Hauenstein

VG Thaleischweiler-Wallhalben

Mittwoch, 06.09.23, 19:00 Uhr, Rathaus Wallhalben

VG Zweibrücken-Land      

Donnerstag, 07.09.23, 18:00 Uhr, Konrad-Loschky-Halle Battweiler

VG Rodalben          

Montag, 11.09.23, 19:00 Uhr, Bürgerhaus Münchweiler

VG Pirmasens-Land

Dienstag, 12.09.23, 19:00 Uhr, Sitzungssaal VG-Verwaltung Pirmasens

VG Dahner Felsenland

Mittwoch, 13.09.23, 19:00 Uhr, Bürgersaal VG-Verwaltung Dahn